Klebetechnik am Bau: Presszangen, Crimper, Verbinder - Die richtige elektrische Verbindungstechnik für Profis

Klebetechnik am Bau: Presszangen, Crimper, Verbinder - Die richtige elektrische Verbindungstechnik für Profis
Lennart Schreiber 18 Nov 2025 0 Kommentare Bauen und Renovieren

Wenn du in der Elektroinstallation arbeitest, dann weißt du: Eine schlechte Verbindung kann teuer werden. Nicht nur in Form von Nacharbeiten, sondern auch als Sicherheitsrisiko. Viele denken, dass Kleben die Lösung ist - doch im Bauwesen, besonders bei elektrischen Leitungen, ist das ein Irrtum. Hier geht es nicht um Kleber, sondern um Presszangen, Crimper und passende Verbinder. Diese Werkzeuge sorgen dafür, dass Kabel sicher, dauerhaft und normgerecht verbunden werden - ohne Klebstoff, ohne Löten, ohne Risiko.

Warum Klebetechnik im Elektrobau nicht funktioniert

Du hast den Begriff „Klebetechnik“ in der Suche gesehen und gedacht: Das ist doch genau das, was ich brauche? Tatsächlich wird der Begriff oft falsch verwendet. Im Bauwesen, besonders bei elektrischen Installationen, wird nicht geklebt. Klebstoffe sind nicht leitfähig, nicht hitzebeständig und nicht normkonform für Stromverbindungen. Die echte Klebetechnik - wie sie im Leichtbau oder bei Dichtungen eingesetzt wird - hat mit der Verbindung von Kabeln nichts zu tun. Wer hier Kleber nimmt, riskiert einen defekten Kontakt, Überhitzung und im schlimmsten Fall einen Brand.

Was du wirklich brauchst, ist mechanische Verbindungstechnik: Das Crimpen. Dabei wird das Kabel in einen Metallverbinder gepresst, so dass die Adern sich mit dem Metall verformen und eine elektrisch und mechanisch stabile Verbindung entsteht. Das ist kein Kleben. Das ist Pressen. Und dafür brauchst du die richtigen Werkzeuge.

Was ist ein Crimper - und warum ist er so wichtig?

Ein Crimper - auch Crimpzange oder Presszange genannt - ist das wichtigste Werkzeug für jede professionelle Elektroinstallation. Er drückt den Metallverbinder (auch Kabelschuh oder Stecker genannt) so fest um die Kabelader, dass kein Luftspalt mehr bleibt. Das ist entscheidend: Jeder kleine Luftspalt erhöht den elektrischen Widerstand. Und ein höherer Widerstand bedeutet Wärme. Und Wärme führt zu Verschleiß, Ausfall - oder Brand.

Die VDE-Norm 0620 schreibt vor: Der Übergangswiderstand einer Crimpverbindung darf bei stromführenden Leitungen nicht über 1 Milliohm liegen. Nur mit einer präzisen Presszange erreichst du das. Eine schlechte Zange? Dann ist der Widerstand oft über 5 mΩ. Das ist fünfmal zu viel. Und das reicht, um eine Steckdose heiß zu machen - selbst wenn alles andere perfekt ist.

Manuelle vs. hydraulische Crimpzangen - was passt zu dir?

Es gibt zwei Haupttypen: Handcrimpzangen und hydraulische Pressgeräte. Die Wahl entscheidet darüber, ob du in der Wohnung oder im Industriebau arbeitest.

  • Manuelle Crimpzangen sind leicht, günstig und reichen für Kabel bis 16 mm² - also fast alle Steckdosen, Lichtschalter und Lampen im Wohnbau. Sie wiegen unter 500 Gramm und kannst du in jeder Werkzeugtasche verstauen. Aber ab 25 mm² fängt die Kraft an zu fehlen. Dann wirst du müde. Und die Verbindung wird ungleichmäßig.
  • Hydraulische Crimpzangen brauchen mehr Kraft - und liefern sie auch. Mit einer Hydraulikpumpe erzeugen sie bis zu 12 Tonnen Druck. Das ist nötig für Kabel mit 50 mm², 95 mm² oder sogar 300 mm². Solche Kabel kommen in Hausanschlüssen, Verteilern oder Industrieanlagen vor. Ein Gerät wie der Haupa Smart SD300-6 ist ein akkubetriebenes hydraulisches Presswerkzeug für Kabelquerschnitte von 16 bis 300 mm² mit integrierter Druckkontrolle. Es wiegt knapp 4 kg, aber es macht die Arbeit in 15 Sekunden, statt 45.

Ein Installateur aus München, der seit 15 Jahren im Gewerbe baut, sagt: „Ich benutze die manuelle Zange für die Wohnung. Aber sobald ich einen 120-mm²-Kabelstrang verlegen muss - dann greife ich zum hydraulischen Gerät. Sonst bleibt die Verbindung locker.“

Hydraulische Crimpzange pressiert ein dickes Kabel mit digitaler Druckanzeige in einem Gewerbebau.

Die richtigen Verbinder - nicht jeder Stecker passt auf jeden Kabel

Du kannst nicht einfach jeden Verbinder auf jedes Kabel stecken. Die Größe muss stimmen. Und die Form auch. Ein Kabelschuh für 1,5 mm² ist zu klein für 16 mm² - und wird beim Pressen zerdrückt. Ein Verbinder für 70 mm² ist zu groß für 25 mm² - dann bleibt Luft im Inneren. Das ist eine der häufigsten Fehlerquellen: 38 % aller fehlerhaften Verbindungen nach DEIV-Statistik 2022 kommen daher, dass die falsche Pressform verwendet wurde.

Es gibt drei Haupttypen von Verbinder:

  • Kabelschuhe (Aderendhülsen) - für einzelne Adern, meist mit Isolierhülse. Ideal für Schraubklemmen.
  • Steckverbinder (Stecker) - für Anschlüsse an Geräten, Steckdosen oder Leitungsverteiler. Kommen als Rund- oder Flachstecker.
  • Verbindungsklemmen (Spleiße) - für das Verbinden zweier Kabel ohne Stecker. Wichtig bei Verlängerungen oder Abzweigungen.

Die Hersteller wie Lapp, Knipex oder Weidmüller liefern passende Pressformen für jede Kombination. Und sie kennzeichnen sie klar: „16-95 mm²“ oder „0,5-25 mm²“. Du musst nur die Angabe auf dem Verbinder mit der Zange abgleichen. Keine Annahmen. Keine Experimente.

Die drei größten Fehler - und wie du sie vermeidest

Fehler in der Verbindungstechnik sind oft nicht sichtbar. Sie zeigen sich erst nach Wochen oder Monaten - wenn es zu warm wird. Hier sind die drei häufigsten Probleme:

  1. Falsche Pressform - Wie oben schon gesagt: 38 % der Fehler. Du musst die Zange genau auf den Verbinder abstimmen. Kein „passt schon“.
  2. Unvollständig gepresst - 29 % der Fehler. Die Zange wurde nicht ganz zugeklappt. Das Ergebnis: Eine lose Verbindung. Die Lösung? Drücke bis zum Anschlag - und hör auf, wenn die Zange klickt.
  3. Keine Kalibrierung - Hydraulische Zangen verlieren mit der Zeit ihre Präzision. Jeder 500. Crimpvorgang sollte kalibriert werden. Das steht im Handbuch von Haupa, Lapp und anderen. Wer das ignoriert, arbeitet mit einem unsicheren Werkzeug.

Ein Bericht aus dem Elektropraxis-Magazin (Februar 2023) zeigt: In 12 % der Neubau-Fehlerfälle war die Ursache eine unkalibrierte Crimpzange. Das ist kein Zufall. Das ist Fahrlässigkeit.

Vergleich eines fehlerhaften und eines sicheren Crimpanschlusses mit Warn- und Sicherheitssymbolen.

Zusatzwerkzeuge, die du nicht vergessen darfst

Eine Crimpzange allein reicht nicht. Du brauchst noch zwei Dinge:

  • Abisolierzange - Die Knipex Abisolierzange, die von 0,08 bis 16 mm² arbeitet, ist ein Klassiker. Sie schneidet die Isolierung sauber, ohne die Kupferader zu beschädigen. Eine beschädigte Ader = höhere Widerstandswerte = mehr Wärme.
  • Übergangswiderstandsmesser - Ein einfaches Multimeter reicht nicht. Du brauchst ein Gerät, das Milliohm misst. Die VDE schreibt vor: Unter 1 mΩ. Nur so weißt du, ob deine Verbindung wirklich sicher ist. Einige professionelle Crimpzangen wie der Haupa SD300-6 haben heute sogar integrierte Sensoren, die dir nach dem Pressen anzeigen, ob der Widerstand im Normbereich liegt.

Die Zukunft: Smarte Crimpzangen und normgerechte Zukunft

Die Technik entwickelt sich. Die neue VDE-Norm ab 2024 verlangt für Kabel über 95 mm² eine dokumentierte Reproduzierbarkeit der Crimpverbindungen. Das bedeutet: Du musst nicht nur richtig pressen - du musst auch nachweisen, dass du richtig gepresst hast.

Hersteller wie Lapp und Knipex arbeiten bereits an intelligenten Crimpzangen. Sie speichern die Druckkurve, senden Daten per Bluetooth und generieren einen Prüfbericht. Das ist nicht Science-Fiction - das ist schon heute erhältlich. Der Haupa Smart SD300-6 ist ein Beispiel dafür. Er ist nicht nur ein Werkzeug - er ist ein Qualitätsnachweis.

Der Markt für solche Geräte wächst jährlich um 4,2 %. In Europa dominieren deutsche und Schweizer Hersteller. Asiatische Billigmodelle gibt es zwar - aber sie halten nicht, was sie versprechen. Ein Test von haus.de zeigt: Nach 200 Crimps verlieren günstige Zangen bis zu 40 % ihrer Präzision. Das ist kein Sparvorteil - das ist ein Risiko.

Was du jetzt tun solltest

Wenn du im Bau arbeitest und elektrische Leitungen verlegst:

  • Verwende niemals Kleber für elektrische Verbindungen.
  • Wähle die Crimpzange nach Kabelquerschnitt - nicht nach Preis.
  • Verwende immer die richtige Pressform für den Verbinder.
  • Kalibriere hydraulische Zangen alle 500 Vorgänge.
  • Prüfe kritische Verbindungen mit einem Milliohm-Messgerät.

Es geht nicht um das billigste Werkzeug. Es geht um die sicherste Verbindung. Und die ist nicht teuer - sie ist verantwortungsvoll gemacht.

Kann ich mit einer manuellen Crimpzange auch große Kabel verbinden?

Nein. Manuelle Crimpzangen erreichen maximal 3-5 Tonnen Druck. Das reicht für Kabel bis 16 mm². Ab 25 mm² wird die Kraft zu gering - die Verbindung wird ungleichmäßig und unsicher. Ab 50 mm² ist eine hydraulische Zange Pflicht. Sonst verstößt du gegen die VDE-Norm 0620 und setzt die Installation in Gefahr.

Warum sind hydraulische Crimpzangen so teuer?

Weil sie präzise Maschinen sind. Sie haben eine Hydraulikpumpe, wechselbare Pressformen, oft eine Kalibrierung und manchmal sogar digitale Sensoren. Ein gutes Gerät wie der Haupa SD300-6 kostet 800-1.200 €, aber es macht 10.000 Crimps ohne Qualitätseinbußen. Ein Billigmodell aus Asien kostet 100 € - und nach 200 Crimps ist es ungenau. Langfristig spart du mit dem teuren Gerät Geld und vermeidest Risiken.

Was passiert, wenn ich den falschen Verbinder verwende?

Die Verbindung wird instabil. Entweder wird die Ader beschädigt, oder der Verbinder sitzt locker. Beides erhöht den elektrischen Widerstand. Das führt zu Wärmeentwicklung, Oxidation und im Extremfall zu einem Brand. Die Statistik sagt: 38 % aller Fehler in Elektroinstallationen kommen von falsch gewählten Verbinder- oder Pressformen.

Muss ich meine Crimpzange regelmäßig warten?

Ja. Hydraulische Zangen brauchen Ölwechsel, Reinigung der Pressformen und Kalibrierung alle 500 Vorgänge. Manuelle Zangen brauchen nur gelegentlich Öl an den Drehpunkten. Wer das ignoriert, arbeitet mit einem unsicheren Werkzeug. Die Hersteller geben Anleitungen - folge ihnen. Das ist kein Service - das ist Sicherheit.

Gibt es eine Alternative zu Crimpen?

Ja - aber nur in speziellen Fällen. Löten ist möglich, aber nicht für große Kabel oder in bewegten Anlagen. Schraubklemmen sind für kleine Leitungen okay, aber sie lösen sich mit der Zeit durch Vibration. Crimpen ist die einzige Methode, die dauerhaft, normkonform und sicher für alle Kabelgrößen ist - und das seit über 100 Jahren.