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Wie lange hält eine Brandschutztür Rauch und Hitze auf? Zeiten, Klassen (T30/EI30) & Praxis 2025

Wie lange hält eine Brandschutztür Rauch und Hitze auf? Zeiten, Klassen (T30/EI30) & Praxis 2025
Lennart Schreiber 22 Aug 2025 0 Kommentare Bauen und Renovieren

Die ehrliche Antwort in einem Satz: Eine Brandschutztür hält Hitze üblicherweise 30, 60, 90 oder 120 Minuten zurück - Rauch nur dann effektiv, wenn sie zusätzlich als rauchdicht nach Sa oder S200 geprüft ist, korrekt eingebaut wurde und geschlossen ist.

  • 30/60/90/120 Minuten: Das sind die gängigen Feuerwiderstandsklassen (z. B. T30, EI30, EI60).
  • Rauchschutz hat eigene Klassen: Sa (Kaltrauch) und S200 (Warrauch). Ohne Sa/S200 ist die Tür nicht rauchdicht.
  • Die Prüfungen laufen nach EN 1634-1 (Feuer) und EN 1634-3 (Rauch), die Einstufung nach EN 13501-2. Ältere deutsche Bezeichnungen (T30-RS) sind weiter geläufig.
  • Leistung fällt schnell ab, wenn die Tür nicht sauber schließt, Spalten zu groß sind oder Dichtungen fehlen.

Kurz und klar: Zeiten, Klassen, was realistisch ist

Wenn du nur wissen willst, „Wie lange?“ - hier die Essenz. Die Zeitangabe meint die geprüfte Dauer, in der die Tür ein Feuer auf der Seite des Brandherdes aufhält und die Temperaturdurchgangsdämmung einhält. Typisch sind 30, 60, 90 oder 120 Minuten. In Spezialbereichen gibt es auch 180 Minuten, im Wohnbau selten.

In Deutschland kennst du wahrscheinlich die alten Klassen T30/T60/T90 (aus DIN 4102-5) und den Zusatz RS für Rauchschutz (T30-RS). Im europäischen System steht EI30/EI60/EI90/EI120. E = Raumabschluss (keine Flammen/heißen Gase durchgehen), I = Wärmedämmung (begrenzter Temperaturanstieg). Für Rauchschutz gibt es Sa (Kaltrauch bei 20 °C) und S200 (Warrauch bei 200 °C). Eine Tür ohne Sa/S200 ist per Definition keine rauchdichte Tür.

Die Prüfnormen im Hintergrund: EN 1634-1 (Feuerwiderstand von Türen, Toren, Abschlüssen) und EN 1634-3 (Rauchdichtheit). Die Klassifizierung passiert nach EN 13501-2. In deutschen Gebäuden greifen die Musterbauordnung (MBO) und die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB). Türen mit älterer nationaler Zulassung bleiben in der Regel weiter verwendbar, solange sie im bauaufsichtlich geforderten Zustand betrieben werden.

Klassensystem Kennzeichnung (Beispiel) Hitzeschutz (Minuten) Rauchschutz Typische Nutzung Hinweise
Deutsch (alt) T30-RS 30 RS ~ Sa (Kaltrauch) Wohnhäuser, Flure, Keller, Türen zu Treppenräumen Sehr verbreitet; „RS“ bedeutet rauchdicht, aber nicht Warrauch (S200)
Deutsch (alt) T90 90 Keine (ohne RS) Industrie, Technikräume, Brandwände mit Durchgängen Ohne RS nur Feuerwiderstand, kein Rauchschutz
EU EI2 30-C5-Sa 30 Sa (Kaltrauch) Wohnbau, Hotelflure, Nebenräume C5 = 200.000 Zyklen Selbstschließprüfung
EU EI2 30-C5-S200 30 S200 (Warrauch) Flucht- und Rettungswege, Treppenräume Höherer Rauchschutzstandard (200 °C)
EU EI2 60-C5-S200 60 S200 Komplexe Gebäude, hohe Personendichte Mehr Zeitreserve bei Sprinklerausfall oder Anfahrtzeiten
EU EI2 90-C5-S200 90 S200 Industrie, Krankenhäuser, große Tiefgaragen Planungssache, nicht im Standard-Wohnbau nötig
Deutsch (alt) T120 120 Optional RS Sonderbauten Selten, hohe Massivität

Wichtig: Der „Rauchschutz“ ist keine Zeitangabe, sondern eine Dichtheitsprüfung bei festgelegter Temperatur und Druckdifferenz. Praktisch heißt das: Sa begrenzt die frühen, kalten Rauchgase in den ersten Minuten. S200 wirkt auch, wenn es warm wird - etwa wenn der Fluchtweg nah am Brandraum liegt.

Rauch vs. Hitze: Was schützt wie lange - und in der Praxis?

Hitze und Flammen: Die Minutenangabe (30/60/90/120) sagt, wie lange ein Türabschluss bei Normbrandkurve die Anforderungen hält. Das schließt Spaltverhalten, mechanische Stabilität und Temperaturdurchgang ein. Passiert der Brand in einem Nebenraum, verschafft dir eine 30-Minuten-Tür oft genau die Zeit, die Feuerwehr braucht, um einzutreffen.

Rauch: Tödlicher als Flammen. Schon wenige Atemzüge giftiger Rauch reichen, um handlungsunfähig zu werden. Deshalb gibt es die Rauchklassen. Sa prüft Leckage bei 20 °C - relevant in den ersten Minuten, wenn Rauch noch „kalt“ ist. S200 prüft bei 200 °C - relevant, wenn sich der Rauch im Fluchtweg aufheizt oder sich Warmluftschichten bilden. In vielen Landesbauordnungen werden für Türen zu Treppenräumen inzwischen S200-Lösungen bevorzugt, weil sie länger wirksam dichten.

Und „wie lange“ hält Rauch eine Tür auf? Streng genommen: so lange, wie die Tür dicht ist und der Differenzdruck/Temperaturbereich innerhalb der geprüften Klassen bleibt - also kein fester Minutenwert. Praktischer Daumen: Eine EI30-S200 Tür hält den kritischen Rauchtransport in den Fluchtweg während der ersten 30 Minuten Brandverlauf sehr wirksam zurück, wenn sie korrekt schließt und ihre Dichtungen intakt sind.

Ein Beispiel: Mehrfamilienhaus, Brand in einer Küche. Eine T30-RS/EI30-Sa Wohnungseingangstür bremst Feuer 30 Minuten und reduziert kalten Rauch sehr gut - in der frühen Phase der Evakuierung reicht das oft. Liegt der Fluchtweg direkt neben dem Brandraum und heizt sich schnell auf, bringt EI30-S200 einen klaren Vorteil.

Worauf es im Alltag wirklich hinausläuft:

  • Türen helfen nur, wenn sie zu sind. Keile, Magnete ohne zugelassene Feststellanlage? Sofortige Wirkung: 0 Minuten.
  • Spaltmaß ist König: Zu große Fugen lassen Rauch durch, lange bevor Flammen ein Thema sind.
  • Dichtungen altern. Poröse, ausgehärtete Intumeszenz- oder Lippendichtungen verlieren massiv Leistung.
  • Der Schließer entscheidet, ob die Tür „in echt“ anliegt. Ein schwacher oder falsch eingestellter Schließer kostet Minuten.

Normen und Begriffe in Kurzform (für die Doku):

  • EN 1634-1: Feuerwiderstandsprüfung von Türen, Toren, Abschlüssen
  • EN 1634-3: Rauchdichtheitsprüfung (Sa/S200)
  • EN 13501-2: Klassifizierung (E, I, W, S, C)
  • C0-C5: Selbstschließvermögen/Dauerhaftigkeit (C5 = 200.000 Zyklen)
  • DIN 4102-5: Ältere deutsche T-Klassen (T30/T60/T90) und RS
  • MBO/MVV TB: Anwendungsregeln im Bauordnungsrecht in Deutschland
So liest du das Typenschild - und prüfst, was deine Tür wirklich kann

So liest du das Typenschild - und prüfst, was deine Tür wirklich kann

Das Typenschild ist der Perso deiner Tür. Es sitzt meist im Falzbereich des Türblatts oder am Rahmen (Band- oder Schlossseite). Du findest darauf Hersteller, Zulassungs-/Leistungsangaben, teils Baujahr, Seriennummer und die Klassifizierung.

Typische Aufdrucke und was sie bedeuten:

  • T30-RS: 30 Minuten Feuerwiderstand, rauchdicht (Kaltrauch). Alte nationale Kennung, oft noch im Bestand.
  • EI2 30-C5-Sa: Europäische Kennung. 30 Minuten E/I, selbstschließend, 200.000 Zyklen, Kaltrauchdicht.
  • EI2 60-C5-S200: Wie oben, aber 60 Minuten und Warrauchdicht (200 °C).

Findest du nur „T90“ ohne RS/Sa/S200? Dann ist es keine Rauchschutztür. Für viele Fluchtwegsituationen ist das nicht ausreichend, selbst wenn der Feuerwiderstand hoch ist.

So prüfst du in 5 Minuten, ob deine Tür im Alltag funktioniert (ohne Spezialwerkzeug):

  1. Tür schließen lassen: Nimm den Keil weg. Türklinke loslassen, beobachte, ob die Falle hörbar einrastet und die Dichtungen ringsum anliegen.
  2. Papierstreifentest: Ein Blatt Papier an mehreren Punkten (oben, seitlich, unten) zwischen Tür und Rahmen legen, Tür schließen. Lässt es sich leicht herausziehen, ist der Anpressdruck/Gap zu gering.
  3. Spaltmaß checken: Ziel sind ca. 3-4 mm an den Seiten und oben. Unten gilt oft: Absenkdichtung vorhanden, Bodenluft 6-8 mm. Ohne Absenkdichtung sind große Unterspalten kritisch.
  4. Dichtungen ansehen: Weich und elastisch? Intumeszenzdichtung (aufquellend) im Falz komplett vorhanden? Risse, Lücken, abgefallene Stücke = Mangel.
  5. Schließer testen: Tür aus 10-20 cm anziehen, loslassen. Sie muss satt schließen, nicht abprallen. Schließgeschwindigkeit nicht zu schnell (Sicherheitsgefahr), nicht zu langsam (Dichtigkeit verfehlt).
  6. Beschläge passend? Panikstange leichtgängig, keine nachgerüsteten Schließschnapper, die am Dichten hindern.
  7. Typenschild vorhanden? Ohne Nachweis droht Ärger bei Abnahmen und Haftung im Schadenfall.

Häufige No-Gos, die ich immer wieder sehe:

  • Tür mit Keil offen gehalten, aber keine zugelassene Feststellanlage mit Rauchmeldern. Rechtlich heikel, technisch fatal.
  • Schwellen durch nachträgliche Matten/Schwellenleisten blockiert. Absenkdichtung dichtet dann nicht.
  • Folien oder Lack über Dichtungen und Plaketten. Beides kann die Funktion killen.
  • Rahmen in Trockenbau falsch befestigt - die Tür arbeitet, Spaltmaß „wandert“.

Wenn du eine Feststellanlage brauchst (z. B. Ladenbetrieb, Hotel, Büro): Nur geprüfte Systeme einsetzen. Regelmäßige Wartung ist Pflicht (in Deutschland nach Herstellervorgaben und gängigen Regeln wie DIN 14677 sinngemäß für Feststellanlagen). Die Anlage muss beim Melderalarm die Tür freigeben, der Schließer schließt, der Magnethalter loslässt.

Praxis: Checklisten, Beispiele, Mini-FAQ und nächste Schritte

Schnelle Checkliste (Betrieb/Wartung)

  • Monatlich: Sichtprüfung, Keile weg, Schließversuch, Papierstreifentest.
  • Halbjährlich: Dichtungen reinigen (milde Seifenlauge), Gängigkeit der Beschläge prüfen, Schließer nachstellen, Befestigungen fest.
  • Jährlich: Fachkundiger Check (Hausmeisterservice/Facility) mit Dokumentation, besonders in Fluchtwegen.
  • Nach Umbauten: Tür erneut prüfen (Spaltmaß verändert sich schnell).
  • Bei Schäden: Nicht improvisieren. Herstellerteile verwenden, keine 08/15-Dichtung einkleben.

Welche Klasse passt wozu? Mini-Entscheidungshilfe

  • Wohnhaus-Flur zu Treppenraum: Mindestens EI30 mit Sa, besser S200. Alte Bezeichnung: T30-RS.
  • Kellertür zum Treppenraum: EI30-S200 sehr sinnvoll, wegen schneller Rauchaufheizung.
  • Technik-/Heizraum: EI90 ohne Personenverkehr möglich, aber bei Fluchtwegbezug S200 mitdenken.
  • Hotels/Büros: EI30-S200 als Standard für Flure und Treppenräume, je nach Bauaufsicht höher.

Praxisbeispiele

Beispiel 1: Altbau, Wohnungseingangstür T30 ohne RS. Der Feuerwiderstand ist da, aber Rauch kann früh austreten. Lösung: Austausch gegen EI30-Sa/S200 oder geprüfte Nachrüstung mit Dichtungssystemen - nur, wenn der Hersteller das freigibt.

Beispiel 2: Werkstatt mit T90-Tür, dauerhaft offen mit Keil. Effektiver Schutz: null. Lösung: Zugelassene Feststellanlage mit Decken- und Türmelder, regelmäßige Wartung, Schließer korrekt einstellen.

Beispiel 3: Neubau, EI2 30-C5-S200 im Fluchtflur. Bei einem Entstehungsbrand im Nebenraum bleibt der Flur länger raucharm, Evakuierung läuft ruhiger, Feuerwehr hat Zeitfenster.

Mini-FAQ

Hält eine T30-Tür wirklich genau 30 Minuten?
Im Test ja - bei der Normbrandkurve. In der Praxis kann sie länger halten, aber auch kürzer, wenn sie nicht korrekt eingebaut oder gewartet ist.

Ist RS gleich S200?
Nein. RS entspricht eher Sa (Kaltrauch). S200 dichtet auch bei 200 °C. Für Treppenräume ist S200 oft die bessere Wahl.

Kann ich eine Tür rauchdicht nachrüsten?
Nur mit herstellergeprüften Kits und Freigabe. Wildes Nachkleben von Dichtungen ändert das Verhalten und kann die Zulassung praktisch „löschen“.

Was bedeutet „C5“ auf dem Schild?
Das ist die Dauerhaftigkeit des Selbstschließens: bis 200.000 Zyklen. Gut für stark frequentierte Türen.

Warum zieht es unten rein, obwohl eine Absenkdichtung da ist?
Oft ist die Dichtung zu hoch oder zu niedrig eingestellt, der Boden uneben oder eine Schwelle blockiert sie. Kleine Justage, große Wirkung.

Darf ich ein Guckloch oder eine Katzenklappe einbauen?
Nein, nicht ohne geprüfte Lösung und Freigabe. Jede Öffnung verändert Feuer- und Rauchverhalten.

Typische Fehler - und wie du sie vermeidest

  • Falsche Beschläge: Bei Panikfunktion braucht es geprüfte Panikbeschläge, sonst schließt oder dichtet die Tür nicht richtig.
  • Zierleisten/Verkleidungen auf dem Blatt: Wärmeabfuhr und Aufquellen der Dichtung können sich ändern.
  • Schwelllose Flure ohne Absenkdichtung: Unterkante wird zur Leckagestelle Nummer 1.
  • Unklare Verantwortlichkeit: Leg fest, wer monatlich prüft und wer Mängel dokumentiert.

Nächste Schritte nach Rollen

  • Eigentümer/Verwalter: Türschilder erfassen (Foto + Notiz der Kennzeichnung), Checkliste einführen, Wartungsbetrieb beauftragen, Keilverbot kommunizieren.
  • Facility/Haustechnik: Spaltmaße und Dichtungen in die Wartungsroutine, Schließer-Einstellungen dokumentieren, Feststellanlagen nach Herstellervorgaben prüfen.
  • Mieter/Nutzer: Keile weg, nichts an der Tür anbohren, Schäden sofort melden.
  • Bauherr/Planer: Für Fluchtwege S200 einplanen, Nutzungsprofil und Feuerwehr-Anrückzeiten berücksichtigen, Schnittstellen (Bodenbeläge/Schwellen) früh klären.

Kurze Merkhilfen (Heuristiken)

  • Rauch schneller als Feuer: Wenn du unsicher bist - nimm S200.
  • 3-4-6-Regel: 3-4 mm Spalt ringsum, 6-8 mm unten mit Absenkdichtung.
  • C zählt: Eine Tür, die nicht sicher schließt, ist nur Deko.
  • Zulassung schlägt Bauchgefühl: Nur Bauteile verwenden, die zur Tür passen.

Wenn du jetzt durch dein Gebäude gehst und an jeder Schutztür kurz die drei Fragen stellst - „Ist sie zu? Liegt sie an? Hat sie Sa/S200?“ - hast du 80 % des Risikos im Griff. Der Rest ist Feinarbeit: Dichtungen gesund, Spaltmaß passt, Schließer sauber eingestellt. Dann leisten Türen, wofür sie gebaut wurden: kostbare Minuten gegen Hitze - und dichten Rauch genau dann ab, wenn Menschen sie am meisten brauchen.