Kalkputz: Was er kann, warum er in alten Häusern bleibt und wo er nicht hilft
Wenn du in einem alten Haus wohnst und an der Wand Feuchtigkeit siehst, ist Kalkputz, ein traditioneller, diffusionsoffener Wandbelag aus Kalkzement und Naturkalk, der Feuchtigkeit aufnimmt und wieder abgibt, ohne Schimmel zu fördern. Auch bekannt als Atmungsputz, ist er kein moderner Kunststoff, sondern ein natürlicher Baustoff, der seit Jahrhunderten in Österreich und Mitteleuropa verwendet wird. Er funktioniert nicht wie eine Folie, die alles abschirmt – er arbeitet mit der Wand, nicht gegen sie.
Doch Kalkputz ist kein Wundermittel. Er hilft bei Sanierputz, einer speziellen Variante mit hoher Kapillarität, die aufsteigende Feuchtigkeit aus Mauerwerk aufnimmt und langsam verdunsten lässt. – aber nur, wenn die Ursache der Feuchtigkeit nicht ein gebrochener Wasseranschluss oder ein undichtes Dach ist. In Kellern mit aufsteigender Feuchtigkeit oder Salzausblühungen ist er oft die einzige sinnvolle Lösung. Im Gegensatz zu Zementputz, der wie eine wasserdichte Hülle wirkt, lässt Kalkputz Wasserdampf durch. Das verhindert, dass Feuchtigkeit hinter der Wand stecken bleibt – und damit Schimmel. Wer in einem Altbau wohnt, der mit Kalkstein oder Ziegel gemauert ist, sollte Kalkputz nicht einfach durch moderne Dispersionsfarben ersetzen. Das ist wie ein Plastikbeutel über eine Holzbank zu ziehen: Es sieht sauber aus, aber die Substanz stirbt langsam.
Der Unterschied zwischen Kalkputz und normaler Farbe ist wie zwischen einem Baumwolltuch und einer Plastikfolie. Einer atmet, der andere nicht. Wenn du deine Wände mit Kalkputz sanierst, sparst du nicht nur langfristig an Trockenlegungskosten, sondern schützt auch die Substanz deines Hauses. Er ist besonders gut in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit – also im Keller, in Bädern oder alten Küchen. Aber er braucht Zeit, um zu trocknen, und keine schnellen Lösungen. Wer ihn als schnellen Fix für eine undichte Außenwand nutzt, wird enttäuscht. Kalkputz ist kein Dichtungsmittel, sondern ein Regler. Er braucht eine stabile Grundlage, eine gute Vorbereitung und Geduld. Und er funktioniert am besten, wenn er mit anderen natürlichen Materialien wie Holztüren oder Holzfenstern kombiniert wird – denn alles, was atmet, sollte zusammenarbeiten.
In den folgenden Beiträgen findest du konkrete Lösungen für Feuchtigkeit im Keller, Tipps zur richtigen Sanierung und was du bei der Wahl des Putzes wirklich beachten musst – von der Diagnose bis zur Ausführung.
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