Exit-Strategien bei Immobilieninvestments: Verkauf, Refinanzierung, Halten - Was wirklich funktioniert

Exit-Strategien bei Immobilieninvestments: Verkauf, Refinanzierung, Halten - Was wirklich funktioniert
Gerhard Schaden 19 Dez 2025 0 Kommentare Wirtschaft

Wenn du eine Immobilie als Investition kaufst, dann willst du nicht nur Miete einnehmen. Du willst am Ende geld verdienen. Aber wann und wie? Viele Investoren denken nur an den Kauf. Die meisten vergessen den Ausstieg. Und das ist der Fehler, der sie teuer zu stehen kommt. Denn ohne klare Exit-Strategie verlierst du nicht nur Chancen - du riskierst auch Geld.

Warum Exit-Strategien nicht nur für Profis wichtig sind

Ein Haus oder eine Wohnung ist kein Sparbuch. Sie ist eine Anlage, die sich verändert. Der Markt schwankt, die Zinsen steigen oder fallen, die Nachbarschaft verändert sich. Was heute wertvoll ist, kann in fünf Jahren wertlos sein - wenn du nicht planst.

Laut der Deutschen Bundesbank verkaufen 68 % der Privatinvestoren zu ungünstigen Zeitpunkten. Das heißt: Sie verkaufen, wenn der Markt schon abflaut, oder sie halten zu lange, bis die Kosten die Gewinne fressen. Die Folge? Bis zu 30 % weniger Rendite als möglich.

Die gute Nachricht: Das ist vermeidbar. Eine klare Exit-Strategie ist nicht etwas für Banken oder Immobilienkonzerne. Sie ist für jeden, der mehr als nur eine Wohnung zum Wohnen kauft. Ob du eine Ein-Zimmer-Wohnung in Leipzig oder ein Mehrfamilienhaus in Köln hast - du brauchst einen Plan, wie du rausgehst. Nicht weil du es musst, sondern weil du es willst.

Die drei Hauptwege: Verkauf, Refinanzierung, Halten

Es gibt drei grundlegende Wege, aus einer Immobilieninvestition auszusteigen. Jeder hat seine Vor- und Nachteile. Keiner ist der beste. Aber einer ist der richtige - für deine Situation.

1. Direkter Verkauf - Der Klassiker

Der einfachste Weg: Du verkaufst die Immobilie. Punkt. Das ist die häufigste Strategie - und oft auch die profitabelste.

Du kaufst eine Immobilie, sanierst sie, bringst sie auf den neuesten Stand, vermietest sie ein paar Jahre und verkaufst sie dann, wenn der Markt hoch ist. In aufstrebenden Stadtteilen wie Berlin-Neukölln, Leipzig-Mitte oder Köln-Nippes haben Investoren so in 10-15 Jahren Renditen von 7 % bis 12 % jährlich erzielt - inklusive Mieteinnahmen.

Aber Achtung: Der Verkauf ist nicht einfach. Du musst wissen, wann der Markt peakt. Viele Investoren verpassen den optimalen Zeitpunkt. Eine Studie von ImmobilienScout24 zeigt: 62 % der Privatinvestoren verkaufen zu spät. Sie warten auf den nächsten Sprung - und dann bricht der Markt ein. Der Preis sinkt um 20-30 %.

Auch die Steuern spielen eine Rolle. Wenn du die Immobilie innerhalb von 10 Jahren verkaufst, musst du Gewinnsteuer zahlen. Bis zu 30 % deines Gewinns können weg sein. Nur wenn du länger hältst, wird der Gewinn steuerfrei. Das ist kein Bonus - das ist ein Gesetz. Und viele ignorieren es.

2. Refinanzierung - Kapital freisetzen, ohne zu verkaufen

Du willst nicht verkaufen, aber du brauchst Geld? Dann refinance. Du nimmst einen neuen Kredit auf, der höher ist als dein alter. Der Unterschied - das Kapital - steckst du in eine andere Immobilie, in ein Unternehmen oder einfach aufs Konto.

Das funktioniert gut, wenn die Immobilie an Wert gewonnen hat und die Zinsen niedrig sind. In den Jahren 2020-2021 war das easy. Heute? Nicht mehr. Die EZB hat die Zinsen auf 4 % und mehr erhöht. Wer 2022 ein Mehrfamilienhaus in Köln refinanziert hat, musste seine geplante Rendite von 5,2 % auf 2,8 % runterschrauben. Das ist kein kleiner Verlust - das ist ein Projekt, das plötzlich nicht mehr rentiert.

Auch das Risiko von Mietausfällen oder hohen Instandhaltungskosten bleibt. Eine alte Immobilie in einer strukturschwachen Region kann dir jedes Jahr 10.000 € kosten - und du hast immer noch keinen Ausstieg.

Refinanzierung ist kein Ausstieg. Es ist eine Umstrukturierung. Du bleibst drin. Und das ist okay - wenn du weißt, was du tust.

3. Halten - Die langsame Rendite

Diese Strategie nennt man auch „Buy and Hold“. Du kaufst, vermietest, hältst - und wartest auf die Wertsteigerung.

Die Vorteile? Du bekommst jeden Monat Miete. Du sparst Steuern, weil du Abschreibungen machst. Und wenn du 15 Jahre hältst, ist der Verkauf steuerfrei.

Ein Beispiel: Ein Investor kaufte 2008 eine Dreizimmerwohnung in Berlin-Neukölln für 185.000 €. 15 Jahre später verkaufte er sie für 520.000 €. Das sind 181 % Wertsteigerung. Dazu kamen 850 € Miete pro Monat - also über 150.000 € an Mieteinnahmen. Die jährliche Rendite lag bei 7,3 %. Ohne Steuern. Ohne Stress.

Das ist kein Zufall. Vonovia, Deutschlands größter Wohnungsanbieter, hat seit 2014 durchschnittlich 6,8 % Wertsteigerung pro Jahr erzielt - durch Halten.

Aber: Du musst 10-15 Jahre durchhalten. Keine Panik, wenn der Markt mal fällt. Keine Eile, wenn du kein Geld brauchst. Und du musst deine Immobilie pflegen. Eine alte Wohnung ohne Dämmung, mit Einzimmerheizung und alten Fenstern wird heute kaum noch vermietet - und noch weniger verkauft.

Drei Wege aus einem Haus: Verkauf, Refinanzierung und Halten als symbolische Pfade.

Was andere Strategien nicht bieten

Es gibt noch andere Wege - aber sie sind riskanter oder für Privatinvestoren kaum praktikabel.

Fix & Flip - Schnell reich werden? Nicht so einfach.

Du kaufst eine heruntergekommene Wohnung, sanierst sie und verkaufst sie in 6 Monaten. Klingt toll. Und funktioniert - manchmal.

Ein Investor in Leipzig kaufte 2022 eine 80 m²-Wohnung für 120.000 €. Sanierung: 35.000 €. Verkauf: 220.000 €. Gewinn: 65.000 €. Rendite: 18,5 %. Schön.

Aber: Die IHK München hat 2022 untersucht: Bei 37 % der Fix-&-Flip-Projekte überschreiten die Baukosten die geplanten Budgets um mehr als 25 %. Ein Projekt, das 100.000 € kosten sollte, kostet 125.000 €. Der Verkaufspreis bleibt gleich. Der Gewinn ist weg.

Und wenn du die Wohnung nicht in 6 Monaten verkaufst? Dann zahlt du Miete, Zinsen, Steuern - und wartest. Das ist kein Flip - das ist ein Halten mit Stress.

Sale-and-Lease-Back - Nur für Unternehmen

Du verkaufst deine Immobilie, aber bleibst als Mieter drin. Klingt smart. Aber in Deutschland ist das fast nur für Firmen sinnvoll. Notarkosten von 1,5-2 %, hohe Steuern, komplexe Verträge - für Privatpersonen ist das ein teurer Fehler.

Was du jetzt tun musst - Schritt für Schritt

Eine Exit-Strategie ist kein Gedanke. Sie ist ein Plan. Und der braucht drei Dinge: Daten, Zeit, Experten.

  1. Analysiere deinen Markt: Wie entwickelt sich deine Stadt? Steigen die Mieten? Gibt es neue Bahnlinien? Wird ein Quartier saniert? Nutze Plattformen wie Desk.immo oder die Daten der Stadtplanungsämter.
  2. Setze klare Ziele: Willst du in 5 Jahren 100.000 € Gewinn? Oder in 15 Jahren steuerfrei verkaufen? Schreibe es auf.
  3. Bestimme den Zeitrahmen: 5 Jahre? 10 Jahre? 20 Jahre? Je länger, desto weniger Stress - aber desto mehr Verantwortung.
  4. Lass die Immobilie bewerten: Nicht von deinem Freund, der mal ein Haus verkauft hat. Von einem unabhängigen Gutachter. 34 % der Verkäufer unterschätzen den Renovierungsbedarf - laut TÜV Rheinland.
  5. Verknüpfe Steuerberater und Immobilienberater: Ein Steuerberater, der erst bei Verkauf hinzugezogen wird, ist zu spät. Der beste Zeitpunkt, ihn einzuladen, ist der Tag des Kaufs.
Bürotisch mit Marktanalyse-Tool, Energiezertifikaten und Handnotizen bei Nachtbeleuchtung.

Die Zukunft: Nachhaltigkeit und Technologie

Der Markt verändert sich. Und mit ihm die Exit-Optionen.

Seit 2020 gilt das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Ab 2025 kommt die CO2-Steuer. Das bedeutet: Eine Immobilie ohne Wärmepumpe, ohne Dämmung, ohne Energieausweis A+ wird kaum noch verkauft. Wer 2025 eine Immobilie mit Energieklasse F verkauft, verliert bis zu 25 % ihres Wertes.

Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach zertifizierten Objekten. Laut JLL-Studie 2023 sind nachhaltige Immobilien 12,5 % wertvoller als andere. Wer jetzt sanieren lässt, kauft nicht nur eine Wohnung - er kauft eine Zukunft.

Und Technologie? KI-Tools wie Desk.immo analysieren Marktdaten und sagen voraus, wann ein Markt peaken wird - bis zu 6 Monate im Voraus. Blockchain-Registrierungen ab 2025 werden Verkäufe schneller und günstiger machen.

Die Zukunft gehört nicht dem, der am meisten kauft. Sondern dem, der am besten aussteigt.

Was passiert, wenn du nichts tust?

Du hältst deine Immobilie. Du bekommst Miete. Alles scheint gut.

Dann kommt 2026. Die Zinsen bleiben hoch. Die Mieter kündigen, weil sie sich keine Wohnung mehr leisten können. Die Instandhaltungskosten steigen. Die Stadt will deine Straße sanieren - und verlangt 15.000 € Beitrag von dir. Du hast keine Reserven. Du kannst nicht verkaufen - der Markt ist eingebrochen. Und du hast keine Ausstiegsplanung.

Das ist kein Horrorfilm. Das ist Realität. Kapitalplusimmobilien warnt: Investoren ohne klare Exit-Strategie riskieren Wertverluste von bis zu 25 % in den nächsten Jahren.

Du hast drei Wege. Du kannst verkaufen. Du kannst refinanzieren. Du kannst halten. Aber du kannst nicht nichts tun.

Wähle deinen Weg. Plane ihn. Und führe ihn aus.

Wann ist der beste Zeitpunkt, um eine Immobilie zu verkaufen?

Der beste Zeitpunkt ist, wenn der Markt hoch ist - aber bevor er abflaut. Das ist schwer vorherzusagen. Stattdessen: Beobachte die Mietsteigerungen, die Neubauten in deiner Region und die Anzahl der Angebote. Wenn die Nachfrage steigt, aber die Angebote sinken, ist es Zeit zu verkaufen. Ein guter Indikator: Wenn mehr als 60 % der Immobilien in deiner Straße in den letzten 12 Monaten verkauft wurden, ist der Markt heiß. Verkaufe dann - nicht später.

Kann ich eine Immobilie verkaufen und trotzdem weiter wohnen?

Ja, aber nur mit einem Mietvertrag - und das ist riskant. Die Sale-and-Lease-Back-Strategie ist in Deutschland für Privatpersonen kaum sinnvoll. Notarkosten sind hoch, die Steuern ungünstig, und du verlierst die Kontrolle über deine Wohnung. Besser: Verkaufe sie, kaufe eine kleinere oder billigere - und bleibe in deiner Gegend. So behältst du die Freiheit und sparst Steuern.

Wie viel kostet eine professionelle Exit-Strategie?

Ein Immobilienberater kostet 1-3 % der Verkaufssumme. Ein Steuerberater etwa 500-1.500 € pro Jahr. Das klingt viel - aber wenn du durch eine falsche Entscheidung 50.000 € verlierst, ist das ein gutes Investment. Die meisten Profis zahlen für Beratung, bevor sie kaufen. Das ist der Unterschied zwischen Glück und Planung.

Was passiert mit meiner Immobilie, wenn ich sterbe?

Ohne Plan geht sie an deine Erben - und die müssen sie verkaufen, um Erbschaftssteuer zu bezahlen. Das ist oft der schlimmste Zeitpunkt: Der Markt ist schlecht, die Erben wissen nicht, was sie tun sollen, und verkaufen unter Wert. Lösung: Schreibe einen Erbvertrag, benenne einen Verwalter, und sorge dafür, dass deine Immobilie in die richtigen Hände kommt - nicht in die der Steuerbehörde.

Sollte ich meine Immobilie modernisieren, bevor ich sie verkaufe?

Nur wenn es rentiert. Eine neue Heizung oder Dämmung lohnt sich - besonders mit Förderung. Eine neue Küche oder ein Badezimmer mit Massivholz-Fliesen? Meist nicht. Der Markt zahlt nicht für Luxus - er zahlt für Energieeffizienz, Funktionalität und Zustand. Ein Energieausweis A+ bringt mehr als eine teure Einbauküche. Konzentriere dich auf das, was der Käufer wirklich braucht - nicht auf das, was du gerne hättest.